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Brandstiftungen Eresing von 1858 bis 1862

Als es 1858 beim Weber Jakob Marx brannte, schrie und jammerte der so brave und fleißige Mann: "Wer hat mir das angetan?" Man schenkte jedoch diesen Worten wenig Glauben und meinte, daß durch Fahrlässigkeit das Feuer entstanden wäre. Aber bald stellte sich heraus, daß wirklich angezündet worden ist, denn eine Frau aus der oberen Gasse, die zum Backen aufgestanden war, sah wie das Feuer außerhalb des Hauses aufging. Vier Jahre vorher wurde hier im Wirtshaus ein Bursche von Schöffelding, Gottfried, zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt, nach der halben Strafzeit ausgebrochen war, festgehalten, bis ein Gendarm gekommen war. Da Gottfried nun entlassen war, hielt man ihn für den Täter, weil er bei seiner Gefangennahme die Drohung ausgestoßen hatte, er werde es den Eresingern danken.
Große Freude hatte die Familie Beinhofer - beim Bacher -, als 1858 der jüngste Sohn Engelbert primizierte. Damals ahnte man nicht, welches Leid ihrer harrte. Fünf Monate später brannte es 1859 beim Bacher. Wieder sah eine Nachbarin, wie das Feuer in einem Strohhaufen aufging und dann das Strohdach ergriff. Weil der Sohn Felix des Hauses auch mit bei der Gefangennehmung des entsprungenen Sträflings war, so wurde wieder Gottfried als Täter bezeichnet. Eine wahre Panik erhob sich, als er am Abend in das hiesige Wirtshaus kam. Schon am 8. März 1859 brannte es beim Holly: es war am Stadl angezündet, der mit der Stallung und dem Wohnhaus in einem Rechteck zusammengebaut war. Da ein starker Wind ging und das ganze Anwesen mit Stroh gedeckt war, so stand im Nu alles in Flammen, auch über der Straße beim Hafner. Der Bauer Johann Schmutzer wagte den Sprung durch das Feuer. Im Gesicht, an Händen und Füßen arg verbrannt, stürzte er draußen zusammen. Seine Hausfrau und seine zwei Mägde hatten gleichfalls große Brandwunden. Auch die Pferde verbrannten. Der Hafner Andreas Klaß und sein Weib gegenüber sind verbrannt unter dem Schutt ihres Hauses aufgefunden worden. Schmutzer starb am nächsten Tag. Gottfried wurde am Sonntag Nachmittag durch Gendarmerie abgeholt von Schöffelding und vor die Leichen gebracht. Ruhig aber trat er in den Stadel ein und sagte: "Diese kann ich schon ansehen, denn ich habe keine Schuld an ihrem Tod", worauf er sogleich entlassen worden ist. Schmutzer ist mit Klement Brummer, der heiraten wollte, in argen Streit gekommen, weil er dessen Braut zum Rücktritt verstimmte, weil er dem Brummer gar ein schlechtes Zeugnis ausstellte. Dadurch fiel der Verdacht auf diesen. Er saß fast ein Jahr im Gefängnis, bis er unschuldig entlassen worden ist. Man meinte, "nach solcher Schaudertat müßte der Haß gestimmt sein, jetzt könne es nicht mehr brennen". Das Bezirksamt bot alles mögliche auf, um das Verbrechen habhaft zu werden. Die Gandarmerie mußte aus der ganzen Gegend Dienst in Eresing machen, auch zur Nachtzeit. Am 5. April kamen wieder zwei Gendarme von Emming (Kloster St. Ottilien) auf Eresing zu, als mitten im Dorf Feuer aufging. Es war diesmal beim Marxenbauer am Stadel angezündet worden und stand mit Wohnhaus, Stadel und Zehentstadel wieder in Flammen. "Das ist kein Mensch mehr, sondern ein Teufel der so was tut!" So riefen sich die Leute zu, die Hände zusammenschlagend. Mit Mühe konnte beim Marxenbauer das Vieh gerettet werden. Der Brand sprang auf das Haus des Schuhmachers G. Reichelmaier über. Gendarm Ziegler, der eben von Emming her gekommen war, erkletterte das Dach, um das Feuer zu erdrücken; ehe er aber den Platz erreichte, brannte es hellauf. Um sich zu retten, sprang er vom Dach des zwei Stockwerk hohen Hauses in den Garten. Er rettete noch den ältesten Sohn des Hauses. Noch ein drittes Haus fing zu brennen an. Man glaubte, daß die Hausbesitzerin selbst angezündet habe, weil es innen unter dem Dach zu Brennen angefangen habe und weil sie frühers solch unvorsichtige Reden ausstieß. So wurde sie mit ihrem Vater verhaftet und zehn Wochen eingesperrt. Im Herbst 1860, wo Klement Brummer wieder entlassen war, erzählte ein Spielmann von Geltendorf, Spatzenalisi, der mit seiner Geige herumspielte, daß ihm dieser sagte, als er mit ihm von Eching heimging: "Gelt, den Hollibauern habe ich schön bekommen, aber der Ammer- und der Baderbauer müssen auch noch aufpludern (Abbrennen)." Am 10. Dezember 1860 brannten beide Anwesen, die zusammenhingen. Kaum etwas konnte gerettet werden. Am anderen Tag stellt sich der Spielmann und sagte, warum man ihm nicht geglaubt habe. Klement Brummer wurde wieder verhaftet. Seine Drohung ist geschehen. Die beiden Bauern sind aufgepludert. Sie werden mit Dienstboten im Schloß aufgenommen. Kaum eingezogen, brennt es auch im Schloß, jener Teil, wo die Abgebrannten wohnten. Es hätte kaum mehr gelöscht werden können, wenn nicht eine tragbare Spritze zur Hand gewesen wäre. Den ganzen Winter konnte niemand mehr in Eresing in Ruhe schlafen. Am 4.3.1861 früh brannte die Scheune des Gütlers Fichtl, der den Hof des Holli erworben hat, gleich darauf das Haus. Durch den heftigen Wind brannte es bald beim Bäcker, fast ebenso schnell beim Bader und beim Schmied. Nach kurzer Zeit schlug das Feuer aus dem Stadel des Rauschmeierbauern heraus. Das Wohnhaus hing mit dem Stadel zusammen und jetzt wäre es um die ganze Gemeinde geschehen gewesen, wenn sich nicht der Wind gedreht und so das Feuer dem Felde zugetrieben hätte. Ihm zum Opfer fielen noch die Anwesen vom Gmoabartl, Schauer, Metzger und Ihl. Großen Schaden hatte der Sattler: Denn um zu retten, was gerettet werden konnte, wurde ihm fast das ganze Haus demoliert. Nun kam Bezirksamtmann Karl von Nagel ganz zornig an, weil er der Meinung war, daß die Leute sich die Häuser selbst anzünden, um neue zu bekommen. Aber es waren meist Häuser, die zu den besseren gehörten. Hatte doch erst im vorigen Jahr der Bäcker ungeachtet mancher Warnungen sein Haus in möglichst guten Stand setzen lassen. Als der Pfarrer auf den Lechrain hinausfuhr, um seine Herren Mitbrüder zu bitten, daß sie ein wohlwollendes Wort bei den Gemeinden einlegten, die Verunglückten zu unterstützen und spät wieder nach Haus fuhr, begegnete ihm der Hänselbauer von Machelberg und teilte ihm mit, daß morgens um 10 Uhr auch das Schulhaus abgebrannt sei. Da noch die Spritzen in der Nähe waren, konnte das Haus noch so weit gerettet werden, daß nur der Dachstuhl abbrannte. Die Schule wurde von nun an im Pfarrhof abgehalten. Der Lehrer zog beim Wirt ein, seine Familie beim Kirchenpfleger Klaß. Die Resignation im Ort ging soweit, daß alle schon den Untergang der Gemeinde kommen sahen. Alles Wertvolle hatte man aus dem Dorf gebracht: Kleider, Betten, Silber, Leinwand, Getreide usw. Die Kinder haben alle Abende ihre Kleider zusammengebunden, um sie gleich bei der Hand zu haben. Als die Nächte wieder länger wurden, da fing auch die Furcht wieder an. Tatsächlich ist in der Nacht zum 4. Oktober 1861 beim Uri angezündet worden, auf dem man das schon beim ersten Brand abgesehen glaubte. Die Mutter, etwas gelähmt, hatte immer befürchtet, sie müßte verbrennen. Und so geschah es wirklich. Sie flüchtete wenige Schritte vom Haus weg, da fiel das brennende Dach herab und begrub sie. Das königlichen Bezirksamt legte 1862 die Gendarmeriebrigade von Windach hierher. Kaum waren diese Soldaten hier, so brannte es wieder. Beim Gässelemann war 1862 früh ein Arbeiter ins Haus gekommen, die Familie löffelte ihre Morgensuppe, als sie Feuerlärm hörten. Als sie die Türe öffneten, sahen sie erst, daß es bei ihnen selbst brennt. Am 22. Juli 1862 wurde beim Helm, Hs.Nr. 5, angezündet und mit diesem Anwesen brannte auch Hs.Nr. 4 und 6 ab, während der Schreiner, wo es auch zu brennen angefangen hatte, gerettet werden konnte. Da abermals die Lüge verbreitet wurde, das die Eresinger ihre Häuser selbst anzünden, wurde eine Erklärung im Landsberger und Fürstenfeldbrucker Wochenblatt veröffentlicht, um dieser tiefkränkenden Anschuldigung entgegenzutreten.
Als es nach dem letzten Brand Tag geworden war, sah man nach den Fußtritten, die umso kenntlicher waren, weil es nachts geregnet hatte. Als man jenen folgte, führten sie in den Marxenbauernhof. Dort diente Wendelin Enthard, zu dem der Stationskommandant, weil er denselben so oft auf nächtlicher Weile auf der Straße getroffen hat, gesagt hat: "Wenn es wieder brennt, so packe ich dich": Als man seine Stiefel verglich, waren es zum Entsetzen aller die Spuren seiner Stiefel. Zweimal hatte er beim Marxenbauern gedient, so er auch mit in das Schloß eingezogen war, daher auch dort die Brandstiftung. Trotz aller Beschuldigung wurde er bei der Schwurgerichtsverhandlung freigesprochen. Der Jammer fing auf ein neues an, als die Nachricht nach Eresing kam. Wendelin ging zu seinem Stiefbruder nach Schmiechen. Aber auch dort brannte es zweimal. Im Gefängnis zu Weilheim in Obb. erhängte er sich am 18. Oktober 1864. Er war 34 Jahre alt. So hatte dieses Trauerspiel ein Ende gefunden?
Nein - sein älterer Bruder Xaver, der sein elterliches Anwesen früher schon verkauft hatte, lebte nach dem Tode von Wendelin auch in Schmiechen. Mehrmals drohte er mit Anzünden, bis er es wirklich tat, wo er den Leuten, die zum Löschen eilten, in die Hände lief. 1871 wurde er in Landsberg zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Jahre 1876 kam er krank heraus und starb dann im Landsberger Krankenhaus. Der Vater der beiden Brandstifter, der 1832, 51jährig verstarb, war stark geisteskrank gewesen.

Dieser Bericht stammt aus dem Eresinger Heimatbuch

 

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